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Denen man nicht vergibt

Denen man nicht vergibt
USA 1960
Regisseur John Huston
Darsteller Audrey Hepburn, Audie Murphy, Burt Lancaster
Bildformat16:9 (2.35:1)
Filmlänge ca. 121 Minuten
Sprachen Deutsch, Englisch
Tonformat DTS-HD Master Audio 2.0
PLAION PICTURES

Texas, Mitte des 19. Jahrhunderts: Die Rancherfamilie Zachary lebt in einer fragilen Harmonie mit der Natur und der umliegenden Siedlung. Doch als sich das Gerücht verbreitet, die Adoptivtochter Rachel (Audrey Hepburn) sei in Wahrheit ein Kiowa-Indianerkind, bricht eine Welle von Hass, Misstrauen und Gewalt los. Die Familie, allen voran der älteste Sohn Ben (Burt Lancaster), muss sich entscheiden: Loyalität gegenüber dem eigenen Fleisch und Blut – oder Anpassung an rassistische Normen einer intoleranten Gesellschaft?

*Denen man nicht vergibt* ist ein Western, der sich klar vom klassischen Gut-gegen-Böse-Schema löst. John Huston (*Die Schatzinsel der Sierra Madre*, *Moby Dick*) greift tief in den Fundus moralischer Dilemmata: Rassismus, familiäre Bindungen, gesellschaftlicher Ausschluss – all das wird hier in der trockenen Landschaft der texanischen Prärie verhandelt. Der Film bricht mit vielen Konventionen des Genres, indem er ein Thema ins Zentrum rückt, das 1960 noch weitgehend tabuisiert war: die Frage nach Identität in einer durch Rassismus definierten Welt.

Audrey Hepburn, die sonst für ihre elfenhafte Eleganz bekannt ist, überrascht in der Rolle der Rachel. Ihre Darstellung ist zurückhaltend, fast still, was zur Zerbrechlichkeit der Figur passt – sie verkörpert die Ausgestoßene mit einer Mischung aus Würde und innerem Schmerz. Burt Lancaster gibt den stoischen, aufrechten Bruder, der zwischen familiärer Loyalität und äußerem Druck zerrieben wird. Audie Murphy als jüngerer Bruder Cash spielt die innere Zerrissenheit gut, wobei seine Figur oft zwischen naivem Pathos und explosiver Ablehnung schwankt. Joseph Wiseman überzeugt in einer Nebenrolle als geisterhafter Außenseiter Abe Kelsey, der die dramatische Wendung in Gang setzt.

John Huston war mit dem Film nicht restlos zufrieden – und das merkt man dem Werk an. Während einige Szenen von der gewohnten Wucht und Tiefe Hustonscher Inszenierung geprägt sind (etwa die brutale Belagerung der Ranch im Finale), gibt es auch narrative Brüche und Tonprobleme. Die Produktion war von Schwierigkeiten geprägt: Audrey Hepburn erlitt während der Dreharbeiten eine Fehlgeburt, was nicht nur die Dreharbeiten verzögerte, sondern auch den Ton des Films verdüsterte. Huston selbst äußerte sich später kritisch über die Produzenten-Eingriffe. Dennoch ist seine Handschrift spürbar: Der Film ist rau, ungeschönt und unangepasst.

Kameramann Franz Planer (*Breakfast at Tiffany’s*) fängt die texanische Weite in staubigen, entsättigten Farben ein. Die Kontraste zwischen der Schönheit der Landschaft und der hässlichen Engstirnigkeit der Menschen bilden eine visuelle Metapher für das zentrale Thema. Dimitri Tiomkins Score ist dramatisch und stellenweise etwas aufdringlich, aber im Finale wirkungsvoll.

*Denen man nicht vergibt* ist ein untypischer Western – mutig, unbequem und von melancholischem Ernst. Er ist nicht perfekt, leidet unter einer zerrissenen Produktion und stilistischen Unebenheiten. Doch gerade seine Ambivalenz macht ihn interessant: Die Fragen, die er aufwirft, sind auch heute noch relevant. Audrey Hepburn zeigt sich in einer ihrer ungewöhnlichsten Rollen – verletzlich, aber stark.

Ein unterschätztes Werk mit Nachhall.

Extras
Wendecover
Originaltrailer
Filmografien
Bildergalerie mit seltenem Werbematerial

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