Sweeney Todd
Musical von Stephen Sondheim
Besetzung
Musikalische Leitung Nathan Bas
Inszenierung Werner Sobotka
Sweeney Todd Patrick Stanke
Mrs. Nellie Lovett Carin Filipčić
Anthony Hope Laurence Kalaidjian
Johanna Barker Natalia Willot / Elvire Beekhuizen
Tobias Ragg Noah Schaul
Richter Turpin Steffen Kubach
Bettlerin Frederike Schulten / Andrea Stadel
Chor des Theater Lübeck
Statisterie des Theater Lübeck
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck
Dauer: ca. 2 Stunden, 40 Minuten (eine Pause)
Foto: Olaf Malzahn
Karten gibt es hier im Theater Lübeck
London im 19. Jahrhundert. Ein Jahre zurückliegendes Justizverbrechen setzt den grausigen Rachefeldzug eines einzelnen Mannes in Gang: Der Barbier Benjamin Barker wurde von dem Richter Turpin unschuldig verurteilt, in die Verbannung geschickt und um seine Frau und Tochter gebracht. Unter dem Namen Sweeney Todd kehrt er nach London zurück, nimmt seinen Beruf als Barbier wieder auf und verbündet sich mit der Pasteten-Bäckerin Mrs. Lovett, um in einem Akt von Selbstjustiz Turpin zu töten. Wer sich ihm dabei in den Weg stellt, fällt seinem Rasiermesser zum Opfer und wird von Mrs. Lovett zu Pastete verarbeitet. Sweeney Todd steigert sich in einen regelrechten Blutrausch hinein …
Vor dem Musical stand eine düstere Legende...
Im 16. Jahrhundert lebte ein junger Schotte namens Sawney Bean, der so viele Kinder zu ernähren hatte, dass er Wanderer ermordete, um seine Familie mit ihrem Fleisch zu versorgen. Der erste nachgewiesene Mord ereignete sich im Jahr 1784. Es handelte sich um einen eifersüchtigen Barbier, der einen Mann, der eine Affäre mit seiner Frau hatte, tötete.
Um 1800 gab es in Paris einen weiteren Barbier, der Menschen ermordete und die Überreste an einen Konditor verkaufte. Dann tauchte Sweeney Todd erstmals in einer literarischen Erzählung auf, in einem Penny Dreadful-Heft mit dem Titel "The People's Periodical and Family Library" am 21. November 1846. Dieses Werk trug den Namen "The String of Pearls: A Domestic Romance."
Im Jahr 1847 wurde Sweeney Todd erstmals als Theaterstück aufgeführt. Das heute in Lübeck aufgeführte Stück basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Christopher Bond aus dem Jahr 1973.
Der 2011 verstorbene Musical-Komponist Stephen Sondheim erlangte erstmals Berühmtheit im Jahr 1957, als er das Libretto für Leonard Bernsteins "West Side Story" verfasste. Sein erstes eigenes Musical war schließlich 1962 "A Funny Thing Happened on the Way to the Forum" (deutscher Titel: "Toll trieben es die alten Römer"). Insgesamt schrieb und textete er 19 Musicals, wobei sein bekanntestes Werk "Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street" ist.
Die Broadway-Uraufführung fand am 1. März 1979 in New York statt, die Erstaufführung im Londoner West End am 2. Juli 1980. Die deutschsprachige Erstaufführung erfolgte am 11. April 1985 an den Städtischen Bühnen Freiburg.
Eine überraschende Note in der aktuellen Inszenierung in Lübeck ist, dass neben der Bühne auch die Balkone des ersten Rangs mit heller Plastikfolie abgehängt sind und bei entsprechenden Szenen blutrot eingefärbt werden.
Die Bühnenbilder sind generell exzellent, wobei das Herzstück Mrs. Lovetts Pastetenladen ist, während sich im ersten Stock Sweeney Todds Friseursalon befindet. Elizabeth Gressels farbenprächtige Kostüme aus der damaligen Zeit und die Lumpenkleidung der Bettler ergänzen das Setting perfekt.
Das wichtigste Element dieser Inszenierung ist zweifelsohne das exzellente Ensemble aus Lübeck. Ein besonderes Highlight ist Patrick Stanke als Sweeney Todd, ein charismatischer Bariton, dessen angenehme Stimme in allen Tonlagen begeistert. Der lyrische Tenor Laurence Kalaidjian als gefühlvoller Anthony Hope ist die zweite männliche Kraft in diesem Stück. Ihr Duett "Joanna" begeistert und ist ein Höhepunkt des Musicals.
Aber auch die Partnerinnen der beiden, Carin Filipčić als Mrs. Nellie Lovett und die passenden weiblichen Stimmen im Ensemble, ergänzen sich perfekt.
Besondere Erwähnung verdient auch der lyrische Tenor Noah Schaul als Tobias Ragg, dessen Stimme besonders in den Höhen begeistert.
Die gelungene Inszenierung von Werner Sobotka zeichnet sich durch Schwung und Mitreißkraft aus und wird durch die musikalische Leitung von Nathan Bas untermauert.
Früher musste man nach Hamburg gehen, um das echte Broadway-Feeling zu erleben, aber mit dieser Inszenierung ist der Broadway jetzt in Lübeck angekommen, und die Hamburger sollten sich diese Produktion nicht entgehen lassen.